Wieder auf Reisen - Die Kaiserin findet keine Ruhe
Ab dem Jahr 1880 schien sich bei Elisabeth wieder eine Unruhe einzustellen der sie nur durch häufiges Reisen entkommen konnte. Hatte sie doch eben über Jahre hinweg mit Ungarn ein nahes Ziel gehabt an dem sie sich sichtlich wohl fühlte und im Grafen Andrássy auch noch einen glühenden Verehrer gefunden so fing sie ab dieser Zeit wieder an zu reisen. Weg vom Hof in Wien, an dem sie sowiese nur noch sporadisch erschien. Sie wollte weiter weg. Unerreichbar sein für alle Verpflichtungen. Als ihr Gemahl Franz Joseph sich im Jahr 1884 für die junge Schauspielerin Katharina Schratt zu interessieren schien, förderte Elisabeth diese Beziehung sogar.
Die Schratt war ihr sympathisch und wenn sie ihren Gemahl in Wien in guten Händen wusste, so konnte Elisabeth ohne schlechtes Gewissen lange Reisen unternehmen. Als sie im Juni des Jahres 1886 in Possenhofen weilte, erreichte sie am 13. des Monats aus Berg, an der anderen Seite des Starnberger Sees die schreckliche Nachricht, das ihr Cousin König Ludwig II. tot sei – angeblich im See ertrunken. Elisabeth hatte die Diskussionen um die Zurechnungsfähigkeit König Ludwigs natürlich seit langem mitbekommen und war mit der Hetzjagt, die man nach dem ihm veranstaltet hatte ganz und gar nicht einverstanden. In Ludwig sah Elisabeth immer einen Seelenverwandten. Auch er scheute die Menschen, schrieb Gedichte und war eine verträumte, wirklichkeitsfremde Persönlichkeit – ebenso wie sie selbst. Beide hatten sich seit Jahren immer wieder geschrieben und trafen sich (oft heimlich) regelmässig auf der Roseninsel im Starnberger See. Sein Tod traf sie tief. Von nun an sollten sich die Schicksalschläge in Elisabeths Leben häufen. Zwei Jahre nach Ludwigs Tod starb auch ihr Vater, Herzog Max in Bayern. Er war eine der wichtigsten Bezugspersonen im Leben der Kaiserin von Österreich und wahrscheinlich auch der einzige Mensch, der Sisi jemals richtig verstanden hatte. Zu ihm fühlte sie sich hingezogen, bei ihm konnte sie so sein wie sie war. Nun war er tot und Elisabeth versank in trübe Finsternis. Doch es sollte noch schlimmer kommen. Am 30. Januar 1889 nahm ihr Sohn, Kronprinz Rudolf von Österreich erst seiner 17 jährigen Geliebten, der Baronesse Marie Vetsera das Leben und tötete sich anschliessend durch einen Schuß in den Kopf selbst.
Rudolf hatte auf Wunsch des Vaters eine strenge militärische Ausbildung erhalten, die ihm schon in jungen Jahren sehr zu schaffen machte. Elisabeth erreichte, dass ihr Sohn diese Ausbildung nicht zu Ende bringen musste. Rudolf kam sich am Hof überflüssig vor, da der Vater ihn von vielen Aufgaben fern hielt. Ausserdem hatte er seit einem Reitunfall immer wieder stärkste Kopfschmerzen, gegen die nur Morphium half, von dem er aber alsbald stark abhängig wurde. Von diesem Zeitpunkt an beginnt ein wahrer Reisemarathon im Leben von Elisabeth. Wiesbaden, Gastein, Meran, Korfu, Kairo, Karlsbad, Sevilla, Territet, Genua, Sizilien, Madeira, Cap Martin, Algerien, Biarritz, Bayern und so weiter und so weiter.
Wieder auf Reisen - Nirgendwo länger als 4 Wochen
An kaum einem Ort weilte die Kaiserin länger als vier Wochen bevor sie wieder abreiste. Am Hof in Wien sah man sie nur noch wenige Wochen im Jahr. Ihr sie immer noch liebender Ehemann schenkte ihr trotz angespannter Finanzlage im Habsburger-Reich sogar ein eigenes Schiff, damit sie bei ihren häufigen Reisen über das Meer unabhängig war. Böse Zungen behaupten sie hätte es sich schenken lassen. Franz Joseph aber war, obwohl er seine Frau nur wenig zu Gesicht bekam immer noch tief mit ihr verbunden und tolerierte die ständige Abwesenheit seiner geliebten Frau Elisabeth.
Zuletzt benutzte Sisi drei Yachten, die Miramar, die Fantasie und die Greif, alles Raddampfer die eigentlich Staatsschiffe der k&k-Kriegsmarine waren, sowie ihren eigenen Eisenbahnwagon um rastlos von einem Punkt zum anderen zu hetzen. Nur auf den Überfahrten fühlte sie sich wohl. Sie liebte das Meer und wenn es nach ihr gegangen wäre hätten die Schiffe niemals irgendwo anlegen müssen. Das Meer empfand sie als rein, das Leben an Bord als das wahre, bessere Leben. Dort hatte sie keine Wünsche und keine Zeitempfindung. Einmal soll sie gesagt haben „Das Gefühl der Zeit ist uns immer schmerzhaft, denn es gibt uns das Gefühl des Lebens“. Elisabeths Leben war zu einer einzigen Wanderschaft geworden und nachdem 1890 Graf Andrássy in Ungarn gestorben war, sah man sie auch in dem einst von ihr so geliebten Land kaum noch. Vergeblich hatte Kaiser Franz Joseph zu dieser Zeit im Lainzer Tiergarten die Hermesvilla bauen lassen, in der er sich gemeinsam mit Elisabeth zur Ruhe setzen wollte.