Diätwahnsinn und Flucht - Elisabeth ist süchtig nach Sport und Fitness
Als Elisabeth nach der Geburt ihrer Tochter nach Possenhofen ausgerissen war, versöhnte sie sich schnell wieder mit ihrem Schicksal und traf Franz Joseph in Bad Ischl wo die beiden eine recht schöne und harmonische Zeit miteinander verbrachten. Doch zurück in Wien dauerte es nicht lange, bis es wieder zu Zerwürfnissen zwischen Sisi und ihrer Schwiegermutter kam. Ein Zustand, der über Jahre anhalten sollte und da Sophie auch bei der Geburt der beiden weiteren Kinder Gisela Louise Marie Erzherzogin von Österreich, Prinzessin von Bayern (15. Juli 1856) und Kronprinz Rudolf Franz Karl Joseph von Österreich (21. August 1858) wie beim ersten verfuhr und diese an sich riß, war auch keine Aussöhnung zwischen den beiden Frauen in Sicht.
Mit Rudolf gebar Sisi dem Kaiserhaus zwar den lange ersehnten Kronprinzen aber nur wenig mehr als ein Jahr zuvor war ihre Tochter Sophie im Alter von nur 2 Jahren auf einer Reise in Budapest gestorben. Elisabeth machte sich große Vorwürfe weil sie daruf bestanden hatte, das Kind mit auf die Reise zu nehmen und war zutiefst depressiv. Währenddessen freute sich das ganze Land um sie herum über den neu geborenen Kronprinzen und Thronfolger. Elisabeth verschloß sich und stürzte sich in einen extremen Gesundheits- und Schönheitswahnsinn. Bei einer Körpergröße von 1,72 Meter wog sie die meist Zeit nur 46 Kilo und hatte einen Taillenumfang von 50 cm. Sie trainierte täglich bis an ihre körperlichen Grenzen und unterwarf sich den strengsten Diäten. Elisabeth entfremdete sich von ihrem Ehemann, von ihren Kindern und vom gesamten Wiener Hofstaat. Es sollte nicht lange dauern, bis Elisabeth so schlecht und ausgemergelt aussah, dass man ihr sozusagen aus gesundheitlichen Gründen den Aufenthalt in wärmeren Regionen sogar empfahl. Dies musste man ihr nicht zweimal sagen. Ab 1860 begab sich Elisabeth wieder auf Reisen – aber auch wieder auf die Flucht. Erst nach Possenhofen und noch im selben Jahr wollte sie wegen ihrer gesundheitlichen Probleme die Reise in ein südlicheres Klima antreten. Sie reiste Ende 1860 nach Madeira und verbrachte dort die Wintermonate. Schon kurz nach ihrer Abreise schien sich Elisabeths Gesundheitszustand deutlich zu bessern – so wird berichtet. Ihr Gewicht nahm zu, sie hatte rosige Wangen und alle Anzeichen einer ernsthaften Erkrankung waren verschwunden. Erst im April 1861 reiste Elisabeth wieder von Madeira ab. Direkt nach Wien? Nein, da wollte sie so schnell nicht hin. Die Reise ging erst nach Spanien, dann Malta und Korfu und erst danach wieder zurück nach Wien.
Ihr Ehemann Franz Joseph hatte Sisi zu diesem Zeitpunkt schon fast zwei Jahre lang nicht mehr zu Gesicht bekommen. Ein Schicksal, mit dem sich Franz Joseph auch in den folgenden Jahren abfinden musste. Of erfuhr er nur aus den Zeitungen, wo sich seine Ehefrau gerade aufhielt. Er trug es mit Fassung, denn er liebet Elisabeth. Schon im Juni desselben Jahres also nur wenig mehr als einen Monat später, verabschiedete sich Sisi wieder aus Wien und reiste erneut nach Korfu. Von dort fuhr sie Ende des Jahres zurück nach Venedig – nicht nach Wien. Kaiser Franz Joseph überredete seine Schwiegermutter Ludovika, wiederum Elisabeth zu überreden, zurück nach Wien zu kommen. Der Wiener Hof kam mittlerweile in Erklärungsnot was die dauernde Abwesenheit der Kaiserin betraf.
Diätwahnsinn und Flucht - Unentwegt unterwegs zur Kur
Sollte sie doch ihrem Gemahl, dem Kaiser eine Stütze sein und ihm bei seinen harten Amtsgeschäften als fürsorgliche Ehefrau beistehen. Elisabeth dachte nicht daran zurück nach Wien zu fahren sondern meldete sich erst zur Kur in Bad Kissingen an und fuhr anschliessend nach Possenhofen an den Starnberger See. Erst im August kam Sisi zurück nach Wien. Trotz ihrer langen Abwesenheit begrüßte man sie feierlich und herzlich – obwohl weder die Menschen am Wiener Hof noch das Volk von Österreich mit ihrer langen Abwesenheit einverstanden gewesen waren. Ihr immer noch schwer in sie verliebter Franz Joseph verzieh ihr umgehend und begrüßte sie mit Tränen in den Augen.
Von nun an hielt sie sich – mit regelmäßigen Aufenthalten zur Kur oder Kurzreisen zwar – bis 1867 in Wien auf wo auch die Streitigkeiten mit Schwiegermutter Sophie sofort wieder auf das Heftigste entbrannten. Kaiser Franz Joseph war zu sehr in das damals recht brisante politische Geschehen eingebunden als das er die Anfeindungen zwischen seiner Mutter und seiner Frau in ihrem ganzen Ausmaß hätte wahrnehmen können. Hätte er es wahrgenommen, so wäre auch dann fraglich, ob er etwas dagegen unternommen hätte. Seine Mutter war seine wichtigeste Beraterin bei seinen Amtsgeschäften und seine Ehefrau liebte er. Franz Joseph saß zwischen zwei Stühlen. Keine einfache Situation für einen der mächtigsten Staatsmänner dieser Zeit.