Kaiserin von Österreich - Elisabeth wird mit 16 Jahren Kaiserin
Es dauerte nicht lange, bis Elisabeth eine Ahnung davon verspürte, was auf sie zukommen würde. In Sachen Erziehung wehte plötzlich ein strenger Wind in Possenhofen. Sie musste auf ihre Rolle als Kaiserin vorbereitet werden. Auch kamen fast täglich Schneider, um für Elisabeths Garderobe Maß zu nehmen und diese Vorzubereiten. Die Anproben ertrug sie nur unter Murren – ausser es handelte sich um Reitkleidung – dann war sie begeistert bei der Sache. Noch mehrmals besuchte Franz Joseph Elisabeth in München oder Possenhofen. Der Kaiser war so verliebt, dass ihn selbst seine millitärischen Untergebenen kaum wiedererkannten.
Pausenlos waren in dieser Zeit Sondergesandte zwischen Wien und Possenhofen unterwegs und überbrachten die Briefe, die Sisi und Franz sich schrieben. Währenddessen handelten Herzog Max in Bayern und Kaiser Franz Joseph Karl von Habsburg den Ehevertrag aus. Herzog Max stellte 50000 Gulden als Aussteuer, der Kaiser hatte dieses Geld nochmals mit 100000 Gulden zu wiederlegen. Elisabeth standen jährlich 100000 Gulden in bar zu, was, wie sich bald herausstellte, keinesfalls reichte. Am 20. März 1854 wurde der Heiratsvertrag zwischen Elisabeth Amalie Eugenie von Wittelsbach und Kaiser Franz Joseph unterzeichnet. Die österreichische Hauptstadt wurde schon seit bekanntwerden der Hochzeit auf Vordermann gebracht. Sogar eine Brücke wurde extra gebaut, damit die angehende Kaiserin über diese in die Stadt Einzug halten konnte. Nachdem Elisabeths viele Koffer schon vorab nach Wien geschickt worden wahren, brach auch Elisabeth in Begleitung ihrer Eltern und ihrer beiden älteren Geschwister am 20. April dorthin auf. Die sechsspännige Kutsche bahnte sich langsam ihren Weg durch die Menschen, die alle in die Ludwigstrasse kamen um Sisi „Leb wohl“ zu sagen. Dann ging die Fahrt nach Straubing wo man das Dampfschiff „Stadt Regensburg“ bestieg und die Reise per Schiff auf der Donau fortsetzte. Einen Tag später erreichte man die österreichische Grenze. Die Ufer der Donau waren mit Menschen gefüllt, die alle die neue Kaiserin sehen und ihr zuwinken wollten. Am Abend erreichte das Schiff die Stadt Linz, wo sie bereits sehnsüchtig von Franz Joseph erwartet wurden, der Elisabeth und ihre Gefolgschaft in ihr Nachtquartier brachte und sich selbst sofort wieder auf den Weg nach Wien machte. Dort sollte die Hochzeitsgesellschaft aus München dann am nächsten Tag eintreffen sollten.
Er wollte es sich nicht nehmen lassen Elisabeth sowohl in Linz in ihr Quartier zu bringen als auch sie am nächsten Tag in Wien willkommen zu heissen. Darum nahm er die strapatzen der nächtlichen Reise auf sich. Am 22. April traf Elisabeth in Wien ein, wo sie von einer jubelden Menschenmenge überschwenglich begrüßt wurde. Obwohl sie von der Reise schon völlig geschafft war begannen nun 2 Tage mit vollem Programm. Der offizielle Einzug in die Stadt, Beglückwünschungen, Begrüßungen, Vorstellungen, offizielle Auftritte und so weiter und so fort. Am 24. April, dem Tag der Trauung war Elisabeth völlig erledigt und weinte die meiste Zeit, als sie um 18:30 Uhr in der Augustinerkirche Franz Joseph ihr Ja-Wort gab und die Ringe gewechselt wurden.
Kaiserin von Österreich - Ganz Wien im Ausnahmezustand
Derweil donnerten in Wien die Kanonen und im ganzen Land wurden die Glöcken der Kirchen geläutet. Schon am Abend der Trauung spürte Elisabeth das strenge Hofprotokoll und merkte, dass sie, gerade 16 Jahre alt, dagegen nicht aufbegehren konnte. In diesen Tagen begannen auch schon die ersten Spannungen zwischen Elisabeth und ihrer Schwiegermutter Sophie. Diese sollten in den kommenden Jahren immer weiter eskalieren und in einem abgrundtiefen Hass von Elisabeth auf Sophie enden. Franz Joseph war es gewöhnt auf seine Mutter zu hören. Erzherzogin Sophie hatte ein sehr gutes politisches Gespür und war dem Kaiser bei seiner Arbeit eine gute Beraterin.
Dies setzte Sophie auch im kaiserlichen Privatleben in der Hofburg fort. Sie traf die Entscheidungen was das Kaiserpaar betraf. Elisabeth fühlte sich dadurch ständig getadelt und angegriffen. Franz Joseph widersetzte sich seiner Mutter in seinen ersten Ehejahren kaum. Zum ersten großen Zerwürfnis kam es, als Erzherzogin Sophie nach der Geburt von Sisis erster Tochter Sophie Friederike Dorothea Maria Josepha von Österreich (5. März 1855), das Kind in ihrem Trakt der Hofburg, weit weg von der Mutter, unterbringen ließ um das Kind großzuziehen und sich der Erziehung anzunehmen. Dreieinhalb Monate nach der Geburt packte Sisi ihre Koffer und fuhr ohne das Kind zurück nach Possenhofen. Dies war Elisabeths erste „Flucht“ vor den zwängen am Hof in Wien.