Wenn die Fische durch die Wiesen schwimmen …

Der Graskarpfen verlässt den See um Futter zu suchen

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Wenn das Wasser hoch genug steht, schwimmen die Graskarpfen durch das Schilf in die Wiesen und suchen Futter. Ein Naturschauspiel!

Wenn Fische über Wiesen schwimmen

Immer, wenn es so lange regnet wie die letzten Tage, dann füllen sich nicht nur die fünf Seen im Fünfseenland bis sie fast überlaufen sondern auch die Osterseen. Die großen Moorflächen halten einiges Wasser vom Starnberger See fern, und verhindern oft ein Hochwasser. Das Moor saugt sich förmlich an. Wenn es wie ein Schwamm gefüllt ist, dann beginnt das Wasser im Schilf zu steigen und es sieht aus wie eine große Wasserfläche, aus der Schilf wächst. Oft ist dann ein einmaliges Schauspiel zu sehen. Fische schwimmen in der Wiese! Als ich es zum ersten Mal sah, dachte ich es wären Enten. Ich habe mich nur gewundert, dass die Enten abtauchen aber nicht mehr auftauchen. Ich bin der Sache nachgegangen und war vollkommen erstaunt, dass ca. 70 bis 80 große Fische quer über die Wiese schwammen. Zuerst dachte ich es wären Waller, mit denen hatten sie gewisse Ähnlichkeiten. Ein kurzes Gespräch mit dem Seeshaupter Fischer brachte mehr Klarheit. Es sind Graskarpfen, lateinisch Ctenopharyngodon idella und gehören zur Familie der Karpfenfische (Cyprinidae). Man nennt sie auch Weißer Amur oder Grasfisch. Diese Fische können bis zu 120 Zentimeter lang werden, sind also ganz schöne Brummer! Die meisten, die durch die Wiese geschwommen sind waren etwa 80 Zentimeter. Auch keine kleinen Fische! Ängstlich sind sie auch nicht, denn ich konnte mich ohne Probleme bis auf einen halben Meter nähern bevor sie mit einem Flossenschlag davonzischten. Mein Hund war etwas verwirrt, was da im Wasser vor sich geht. Er verstand nicht ganz, was sich da bewegt und dann plötzlich davon saust. Er legte regelmäßig den Rückwärtsgang ein und flüchtete um dann sofort wieder zu schnuppern wer denn da jetzt im Wasser ist. Der Graskarpfen stammt ursprünglich aus China wo sie in tiefen Seen und Flüssen in der Ebene vorkommen. Seine natürliche Verbreitung ist heute nicht mehr nachzuvollziehen, da der Graskarpfen schon im 10. Jahrhundert in China künstlich besetzt wurde. In den 1960er Jahren wurde der Graskarpfen in Europa und Amerika zusammen mit Silberkarpfen und Marmorkarpfen zur Bekämpfung von Wasserpflanzen ausgesetzt. Der Graskarpfen liebt Wassertemperaturen zwischen 22 und 26 Grad. Ein wunder, dass sie sich bei unseren kalten Temperaturen trotzdem so wunderbar fortpflanzen. Es ist jedenfalls ein tolles Schauspiel, wenn zwischen fünfzig und hundert Fische durch das Schilf auf eine Wiese schwimmen und dort nach Futter suchen. Leider ist es nicht oft zu beobachten, da das Wasser nur selten den Pegel erreicht, den die Fische brauchen um durch das Schilf schwimmen zu können. Ein echtes Naturschauspiel!  

  Autor: cam für fuenfseenland.de

Über den Autor: christian andreas mueller

Heimatforscher, Naturschützer, Energieeinsparer, Apple-Fan, Ex-Verlagsbetreuer, Hobbygärtner und gebürtiger Fünfseenland'ler. Geboren in Starnberg und aufgewachsen in Seeshaupt, kennt er die Gegend wie seine Westentasche.