Im ersten Moment denkt man ja schon …

Mindestlohnbürokratie auf der WiesnHeute, als ich mich durch die Online-News gelesen habe fiel mir eine Meldung auf, bei der ich im ersten Moment dachte „jetzt setzt’s aus“. Ich fing an, am gesunden Menschenverstand zu zweifeln. In dieser News ging es um das Münchner Oktoberfest und den Mindestlohn. Man hatte gar das Gefühl, die Wiesn könne wegen dem Mindestlohn in diesem Jahr erst gar nicht stattfinden. Zu hohe Kosten, Personalengpässe und so weiter. Da denkt man sich auf den ersten Blick schon „die hat’s jetzt dawischt“. Bei genauerem Studieren der Nachrichten fällt aber auf, dass es nicht darum geht, dass die Bedienungen auf der Wiesn nun 8,50 Euro verdienen müssen. Das tun sie nämlich eh; viele davon wesentlich mehr. Es geht viel mehr um die Bürokratie, mit der die Wiesnwirte durch den Mindestlohn überschüttet werden. Mal ganz vorneweg, ich habe nun wirklich bei Wiesnwirten kein großes Mitleid, weil sie erstens wissen, worauf sie sich einlassen und zweitens, auf gut bayerisch, einen Haufen Geld in den gut zwei Wochen verdienen. Höre ich das Wort Bürokratie, verhält sich das schon ganz anders. Darunter leiden nämlich nicht nur die Wiesnwirte sondern unser ganzes Land. Wir haben uns zu einem Land der Rotstifte, Verwalter und Excel-Tabellen-Liebhaber entwickelt. Wieder auf gut bayerisch: jeder Schoas wir aufgschrieb’n, notiert, tabellarisiert und verwaltet. Darum geht es auch den Wirten. Sie sollen genaue Stundenlisten über die Arbeit führen. Gut, da könnte man jetzt sagen, das muss jeder Handwerker auch. Ja, aber das macht die Sache nicht besser. Auch die Handwerker und andere Berufe verwalten sich zu Tode. Der Verwaltungswahnsinn hat uns fest im griff und macht vieles, wenn nicht alles teurer. Wenn wir so weiter machen, dann verwalten wir uns noch ins finanzielle Grab. Das hat meist einen von zwei Gründen: Vorgesetzte, die sich mit der Arbeit ihrer Mitarbeiter nicht auskennen und denken, dass sie das alles aus einer Tabelle „herauslesen“ können oder der Versuch irgendwelchem Missbrauch Einhalt zu gebieten. Beides funktioniert meistens nicht. Es wird trotzdem schwarzgearbeitet und Vorgesetzte haben keinen Strich mehr Ahnung. Traurig ist das! Wer auf der Wiesn arbeitet, der weiss in der Regel, dass es dort nicht mit einer 8-Stunden-Schichten getan ist und die meisten wollen das auch nicht. Sie wollen möglichst viel Geld in dieser kurzen Zeit verdienen. Meistens nicht weil sie gierig sind, sondern weil sie es schlicht brauchen. Darum nämlich, weil sie überhöhte Kosten für Dinge bezahlen, die man eigentlich sofort abschaffen sollte. Beispiel? Versicherungen, da ist man sowieso nur ein guter Kunde, wenn man brav seine Beiträge bezahlt und möglichst nie einen Versicherungsfall einreicht (ein wenig platt gesprochen aber vom Grundsatz her …). Tausende weitere Beispiele würde es geben. Die Wiesnwirte sind also nicht geizig oder unbarmherzig, wenn sie über den Mindestlohn schimpfen, sie verteufeln nur die damit verbundene Bürokratie und in dieser Beziehung kann man ihnen nur voll und ganz zustimmen! In diesem Sinn: Prost und weg mit dem bürokratischen Wahnsinn!    

Über den Autor: christian andreas mueller

Heimatforscher, Naturschützer, Energieeinsparer, Apple-Fan, Ex-Verlagsbetreuer, Hobbygärtner und gebürtiger Fünfseenland'ler. Geboren in Starnberg und aufgewachsen in Seeshaupt, kennt er die Gegend wie seine Westentasche.