Gugg ma die jelben Blümschen

Zeigerpflanze LöwenzahnNeulich auf irgendeiner Wiese im Fünfseenland: „Gugg ma Klaus-Dieter, die hübschen, jelben Blümschen, da sieht man doch, dat hier die Welt noch in Ordnung is. Dat is hier ja alles janz übersäht davon! Wie ’n jelber Persertebbisch!“. Aha, sauber! Gelbe Perserteppiche im Fünfseenland, die auf den Wiesen ausgebreitet wurden. Liebe Leute, ich sag Ihnen jetzt nicht, dass das gelbe Blümchen ein Löwenzahn (lateinisch Taraxacum) ist, meist ein Gewöhnlicher Löwenzahn, außer er hat einen ganz dünnen Stil, dann ist es meist ein Löwenzahn (lateinisch Leontodon). Klingt komisch, ist aber so. Es gäbe da übrigens auch noch eine große Zahl weiterer Löwenzähne, oder sagt man Löwenzahne? Der Duden sagt Löwenzähne. Gut! Aber zurück zu Klaus-Dieter, seiner Gattin und den hübschen jelben Blümchen, die für viele Touristen ein Zeichen von heiler Welt und unberührter Natur sind. Da muss ich Sie leider enttäuschen, denn der Löwenzahn ist eine Zeigerpflanze, Zeiger von anzeigen. Der Löwenzahn zeigt speziell einen hohen Stickstoffgehalt im Boden an. Wenn der Gärtner also über den Löwenzahn in seinem Reich schimpft, sollte er vielleicht etwas weniger düngen. Denn fast alle Dünger enthalten Stickstoff und den liebt der Löwenzahn. Die Gattin von Klaus-Dieter müsste also korrekt sagen „ach gugg ma die herrlisch jedüngt Wiese, da is sischerlisch ’n rischtischer Haufen Gülle drauf!“. Auf gut bayerisch: absolut zuviel geodelt die Wiese. Überdüngt, am Ende, fertig. Ein bisserl Gras und Löwenzahn, viel mehr wächst auf dieser Wiese nicht, weil es den meisten anderen Pflanzen schlecht wird, wenn sie eine solche Stickstoffüberdosis durch ihre Wurzeln verabreicht bekommen. Einige sterben gleich ab und kommen nie wieder. Aber macht ja nichts, das ist ja nur das Futter für die Rinder. Da hoffe ich nur, dass der Löwenzahn den Stickstoff nur anzeigt und nicht am Ende auch noch aufnimmt. Weil, ansonsten würden ja, ganz theoretisch, bei uns lauter Stickstoffrinder in den Ställen stehen. Aber das weiss ich nicht, da bewege ich mich jetzt auf sehr dünnem Eis, auch wenn das seit Beginn des Frühlings längst verschwunden ist. Jedenfalls sind diese gelben Wiesen nicht schön sondern eben höchstenfalls überdüngt. Eine gesunde und natürliche Wiese sieht ganz anders aus. Weniger Gelb, viel weniger Gelb. Dafür mehr Weiss und Grün und bunt, ja viel bunter sogar. Aber richtige, gesunde Wiesen findet man ja eh kaum mehr. In diesem Sinn: nehmen Sie sich vor dem Gelb in Acht …  

  Autor: cam für fuenfseenland.de

Über den Autor: christian andreas mueller

Heimatforscher, Naturschützer, Energieeinsparer, Apple-Fan, Ex-Verlagsbetreuer, Hobbygärtner und gebürtiger Fünfseenland'ler. Geboren in Starnberg und aufgewachsen in Seeshaupt, kennt er die Gegend wie seine Westentasche.