Karfreitag, Tag der Trauer und der Stille

Heute stehen Fischgerichte hoch im Kurs, aber auch Rohrnudeln oder gesottene Hutzeln

Karfreitag

Die Glocken der Kirchen schweigen, es wird kein Fleisch gegessen, nur Fisch. Karfreitag ist ein Tag der Trauer und der Stille

Die Fest- und Feiertage im Fünfseenland

Der Karfreitag gehört wie auch der Gründonnerstag und der Ostersonntag zur Dreitagesfeier von Leiden, Tod und Auferstehung des Herrn. Der Karfreitag ist ein Tag der Trauer und der Stille. Zum Karfreitagsbrauch gehörte es, dass die Bäuerinnen an diesem Tag dunkle Kleidung mit dunkelblauen oder violetten Schürzen trugen. Das Innere der Kirchen war in Dunkelheit gehüllt, da die Kirchenfenster an diesem Tag mit schwarzen Vorhängen verhängt waren um das Ambiente des Heiligen Grabes zu schaffen. Fast jede Kirche hatte früher ihr eigenes „Heiliges Grab“, ein Brauch, der bis in die Renaissance zurückgeht und seine Blüte im Barock hatte. An diesem „Heiligen Grab“ fanden sich am Karfreitag die Gläubigen der Gemeinde zum stillen Gebet ein. Nach der Liturgiereform der sechziger Jahre drohte dieser kirchliche Brauch fast auszusterben. In manchen Gegenden des Fünfseenlandes hat dieser Brauch die Jahrzehnte überdauert und ist bis zum heutigen Tag lebendig geblieben. So zum Beispiel in Dießen am Ammersee. Aus Blumen, Gebinden, Glaskugeln, Metallzieraten und Zweigen wird an der verschleierten Monstranz der Kirche ein Grab aufgebaut. Oft stellten die Gläubigen der Kirchengemeinde die römischen Grabwachen dar und hielten den ganzen Tag in ihrem Gotteshaus die Wache ab.

Zum klassischen Karfreitagsgericht gehörten neben den Fischgerichten in Bayern auch Rohrnudeln und gesottene Hutzeln. Auch war es Brauch, dass der Bräutigam am Karfreitag seiner Braut Brezeln brachte. Dies konnten bis zu vier Dutzend Brezeln sein, die allesamt auf einen Stecken (Stock) aufgefädelt waren. Die Brezen sind ein Symbol für die Fesseln Christi. Ebenfalls war es am Karfreitag eine gebräuchliche Sitte, auf den sogenannten Kalvarienberg zu steigen. Kalvarienberg stammt vom lateinischen calvaria – Schädel – ab und bezeichnet die Hinrichtungsstätte Jesus Christus vor den Toren Jerusalems – auch oder oft sogar besser bekannt unter dem Golgota.

Als Kalvarienberge bezeichnet man die Nachbildungen der Kreuzigungsgruppe. Um von ihren Sünden befreit zu werden, knieen die Gläubigen hierzu auf den heiligen Stufen, die eine Nachbildung der Scala Santa im Lateran zu Rom darstellen. Vielerorts werden auch Karfreitagsprozessionen abgehalten, bei denen ein Kreuz durch die Straßen der Ortschaften getragen wurde. Es war an Karfreitag, einem der wichtigsten Feiertage im christlichen Kirchenjahr, oft auch der Brauch, den Leidensweg Jesus Christus mit lebendigen Menschen oder mit geschnitzten Holzfiguren nachzustellen und nachzuspielen. An diesem Tag war alles Feiern und jede Freude untersagt. Es durfte nicht gearbeitet werden und der einzig zulässige Lärm war das Rattern und Klappern der Ratschen und Klappern, die ja von Gründonnerstag an bis zum Morgen des Ostersonntag die (nach Rom gegangenen) schweigenden Glocken ersetzten und die Gläubigen zum Gottesdienst riefen. Ansonsten war die Stille sozusagen verordnet und dies hat sich bis zum heutigen Tag kaum geändert. Noch heute besteht für den Karfreitag zum Beispiel ein Tanzverbot.

Am Karfreitag dürfen gläubige Menschen kein Fleisch essen. Traditionell gibt es an diesem Tag Fischgerichte

Am Karfreitag dürfen gläubige Menschen kein Fleisch essen. Traditionell gibt es an diesem Tag Fischgerichte

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Karfreitag bei Wikipedia

http://de.wikipedia.org/wiki/Karfreitag