Der alte Kalvarienberg bei Possenhofen

Einst einer der Lieblingsplätze von Elisabeth „Sisi“ von Wittelsbach

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Der alte Kalvarienberg

Bei ihren Ausritten in Possenhofen besuchte Sisi, Elisabeth von Wittelsbach, immer wieder gerne diesen alten Kalvarienberg auf der Anhöhe über dem Starnberger See

Der alte Kalvarienberg bei Possenhofen

Per Definition ist ein Kalvarienberg die Hinrichtungsstätte Jesus Christus vor den Toren Jerusalems und im weiteren Sinne auch eine Nachbildung dieser Szene meist mit lebensgroßen Figuren. Warum erzählen wir das hier? Auf einem Kupferstich von Michael Wening aus dem Jahre 1701 der Schloß Possenhofen und seine Gärten zeigt finden wir einen solchen Kalvarienberg dargestellt. Nie zuvor haben wir darüber nachgedacht, was ausser Bäumen sich in dem kleinen hügeligen Wäldchen norwestlich des Schlößes an der Bundesstrasse zwischen Niederpöcking und Possenhofen noch befinden könnte. Meist konzentriert man in den engen Kurven am Ortseingang von Possenhofen nur darauf, sein Fahrzeug unbeschadet durch diese Schikane zu manövrieren. Keine Zeit dazu, sich den kleinen Berg genauer zu betrachten oder darüber nachzudenken, wohin der kleine Weg führen könnte, der mitten in der Kurve steil auf den Hügel hochführt. Durch den alten Stich neugierig geworden wollen wir den Hügel erklimmen und sehen ob es den Kalvarienberg der alten Darstellung noch gibt. Das erste Problem auf das wir treffen sind Parkplätze. Wo parkt man hier? Nirgendwo! Die einzigen Möglichkeiten sind am großen Parkplatz des Erholungsgeländes Paradies oder direkt in Possenhofen. Von beiden ein ganzes Stück bis zu besagtem Hügel. Macht nichts! Wandern ist gesund. Diese Aussage muß fast revidiert werden als wir versuchen die Bundesstrasse zu überqueren denn trotz 30 km/h kommen die Autos hier ganz schön schnell um die engen Kurven geschossen. Geschafft! Das erste was auffällt ist, dass um 1700 wohl noch mehr Bäume geschlagen wurden. Der Hügel war nur teilweise bewaldet. Heute ist er vollständig mit Bäumen bewachsen. Die schöne Wiese, die sich zum Schloß und Richtung Starnberger See erstreckte ist verschwunden.

Auch führt der Weg nicht mehr gerade zu dem lauschigen Hügel hinauf wie auf dem alten Stich dargestellt sondern schlängelt sich nun durch die Bäume hoch. Dafür steht schon nach wenigen Metern die erste Kreutzwegstation am Wegesrand. Auch diese gab es auf dem Stich noch nicht aber zumindest ist dies ein gutes Anzeichen dafür, dass es den alten Kalvarienberg noch gibt. Wir folgen den steinernen Darstellungen der Kreuzigung Christi. Entlang den Kreuzwegstationen geht es mit großer Spannung den Hügel hinauf. Die Kreuzwegstationen sind aus Stein, der viele Jahre überdauern kann. Vielleicht ist die Kreuzigungsszene, deren Figuren meist aus Holz hergestellt wurden längst verschwunden. Wir werden sehen. Schon Kaiserin Elisabeth (Sisi) soll gerne hier auf den Kalvarienberg mit ihrem Pferd hochgeritten sein um die Stille und den grandiosen Ausblick über den See zu genießen. Als wir den Gipfel des kleinen Berges erreichen sind wir Sprachlos. Drei riesige Kreuze und eine Marienstatue stehen dort auf einer Lichtung. Gut erhalten und sauber gepflegt.

So zeigt Michael Weningers Stich aus dem Jahr 1701 den Kalvarienberg nahe dem herzöglichen Schloss in Possenhofen

So zeigt Michael Weningers Stich aus dem Jahr 1701 den Kalvarienberg nahe dem herzöglichen Schloss in Possenhofen

Etwas weiter entfernt steht noch ein kleines Häuschen mit einer sehr schönen Darstellung von Maria, deren Sohn Jesus vor ihr am Boden kniet. Den Kalvarienberg der auf dem alten Stich zu sehen ist gibt es also noch. Aus einer Info über die Gemeinden Pöcking und Possenhofen erfahren wir das die fromme Darstellung 1646 oder 1648 errichtet wurde – so genau weiß man das heute nicht mehr. Jedenfalls gegen Ende des 30jährigen Krieges. Errichtet wurde sie als Dank des Volkes für die Befreiung von der „Pest“, wobei damit nicht der Schwarze Tod sondern die Truppen des Kaisers gemeint waren, die sich während des Krieges hier niedergelassen hatten und dem gemeinen Volk so manchen Kummer verursachten. Wir erfahren auch, dass der Kalvarienberg 1832 erneuert und 1938 renoviert wurde. Im Zuge des Verkauf des Geländes durch Herzog Luitpold ging der Kalvarienberg in den Besitz der Stadt München über. Jedenfalls is er noch erhalten. Seit nunmehr fast 400 Jahren und wenn Sie Zeit haben, sollten Sie sich die beeindruckende Darstellung der Kreuzigung Jesu unbedingt einmal ansehen.

Die Darstellung der Kreuzigung Jesu auf dem Kalvarienberg ist fast 400 Jahre alt. Auch Kaiserin Elisabeth (Sisi) soll hier oft hochgeritten sein

Die Darstellung der Kreuzigung Jesu auf dem Kalvarienberg ist fast 400 Jahre alt. Auch Kaiserin Elisabeth (Sisi) soll hier oft hochgeritten sein

Zwei weitere, fast lebensgroße Figuren von Maria und Jesus stehen nicht weit von der frommen Darstellung der Kreuzigung entfernt

Zwei weitere, fast lebensgroße Figuren von Maria und Jesus stehen nicht weit von der frommen Darstellung der Kreuzigung entfernt

Malerisches Bild. Dieses mystische, alte Tor habe ich nahe des alten Kalvarienberges entdeckt. Es ist sicher jüngeren Datums

Malerisches Bild. Dieses mystische, alte Tor habe ich nahe des alten Kalvarienberges entdeckt. Es ist sicher jüngeren Datums

Der alte Kalvarienberg

Weitere Informationen

GPS-Koordinaten

47°57.703 min.Nord

11°18.713 min.Ost

Kontakt:

keine Angabe

Bemerkung:

Achtung beim überqueren der Bundesstrasse, hier kommen die Autos meist sehr schnell um die Kurve (trotz Geschwindigkeitsbeschränkung)

Öffnungszeiten:

Der Kalvarienberg ist ganzjährig zu besichtigen. Achtung: der Aufstieg ist etwas steil und könnte im Winter sehr rutschig sein!