Kirchweih - feiern, tanzen, lustig sein

Von Kirchweihgänsen, Mengen von Bier und ausgelassener Stimmung

Kirchweih

An Kirchweih feierte man ausgelassen. Der ganze Tag war ein einziges Fressgelage und natürlich gab es viel Alkohol

Die Fest- und Feiertage im Fünfseenland

Kirchweih, das war in der alten Zeit der einzige Tag, an dem man sich so richtig austanzen konnte. Die „Kirta“ zählt zu den wichtigsten Festlichkeiten im bäuerlichen Jahr. Feuerwehrbälle, Veteranenbälle und Tanzmusik beim Wirt riefen die Burschen und Mädchen zusammen. Kirchweih war das Fest des Schlemmens und der Völlerei, Bekannte und Verwandte waren herzlich eingeladen und wurden mitverköstigt. Da gab es Mittags Suppe und Fleisch mit Semmelknödel, die Bäuerin sparte nicht mit Mehl und Schmalz, es wurden Wallküchel, Stritzel und Schoitküchel gebacken und manchmal sogar Zwetschgenkuchen und Zwetschgenpavesen. Ein alter Brauch war es an Kirchweih, das der Wirt im Ort von seinen Lieferanten besucht wurde und diese zum Essen und trinken zu ihm kamen. Je nachdem, wie zufrieden der Wirt im vergangenen Jahr mit seinen Zubringern (Lieferanten) gewesen ist, setzte er den Preis fest, so kam es nicht selten vor, das ein Kaufmann in die Wirtsstube kam und der Wirt in die Küche rief: Da Essighandler is do, schreibst eam glei amoi 20 Mark auf.(Der Essighändler ist gekommen, setzt ihm gleich 20 DM auf die Rechnung). Diese mußte er nun zahlen, unabhängig davon, wieviel er wirklich gegessen und getrunken hatte.

Den Menschen war an Kirchweih kein Weg zu weit um ihre Eßbesuche abzustatten. Kirchweih sollte an die Einweihung der Kirche erinnern. Da aber jede Kirche ihren eigenen Weihetag hatte, wurde die Arbeit auf den Feldern dadurch sehr oft vernachlässigt. Im Jahre 1868 wurde dann die Allerweltskirchweih eingeführt. Diese wird immer am dritten Sonntag im Oktober gefeiert. Das Kirchweihfest hat sich als traditioneller Bestandteil des Jahre bis in die heutige Zeit erhalten. Auch heute noch wird an Kirchweih allerorts die delikate Kirchweihgans verspeist. Früher gab es an diesem Tag auch noch bevorzugt Dickgeselchte, Pressack und Sülzen.

Ein alter Kirchweih-Brauch ist das sigenannte „Kirta-Hutschn“. Unter das Vordach eines Stalles oder Wohnhauses wurde mit Seilen ein langer Holzbalken gehangen. Auf diesem wurde dann zur Belustigung aller in halsbrecherischem Tempo geschaukelt.

Ein alter Kirta-Spruch sagt:
„A richtiga Kirta dauert bis zum Irta, und wenn a sie duat schicka, dauert er bis Migga“.

Übersetzt bedeutet die, dass ein Kirchweihfest schon mal bis zum darauffolgenden Dienstag dauern konnte und wenn es ganz gut lief auch bis Mittwoch. An diesem Satz wird deutlich, dass sich das Kirchweihfest schon auch mal ein paar Tage länger hinziehen konnte. Zum Leidwesen der bauern, die ihr Gesinde lieber bei der Feldarbeit gesehen hätte als ausgelassen auf Holzbalken schaukelnd oder sturzbetrunken in der Dorfwirtschaft. Während nämlich die Alten in den unteren Räumen eines Wirtshauses dem Essen und Trinken fröhnten, gingen die Jungen im oberen Stockwerk zum lustig und meist sehr feuchtfröhlich zum Tanz. Die Deandeln kamen allein, oder zu mehreren und nahmen auf den Bänken Platz, um zu warten, bis sie von den Burschen zum Tanz geholt wurden. Dieses ausschweifende Fest ging bis tief in die Nacht hinein, die Lustbarkeit wurde mit vorrückender Stunde immer größer und der Alkoholpegel stieg stetig an. Es wurden Gstanzel und Schnaderhüpferl gesungen. Diese wurden oft dermaßen anzüglich und spitz – heute würde man sagen sexistisch, dass es nicht selten zu einem heftigen Streit zwischen den Gästen kam, der nicht selten auch das jähe Ende der Kirchweih-Festivitäten bedeutete.

Früher wurde am Kirchweihtag ausgelassen und ausgiebig gefeiert und gegessen. Nicht selten mehr als man vertrug

Früher wurde am Kirchweihtag ausgelassen und ausgiebig gefeiert und gegessen. Nicht selten mehr als man vertrug

Bauernregeln zu Michaeli:

„Bringt St. Michaeli Regen kannst du gleich den Pelz anlegen.“


„Auf einen nassen Michaelitag ein nasser Herbst folgen mag“