fuenfseenland.de Homepage Bild

Wie aus Assenbuch Leoni wurde - die Geschichte des Giuseppe Leoni

Giuseppe Leoni erbt von Staatsrat Franz von Krenner eine Villa am Starnberger See

Home | Geschichten & Legenden | Wie aus Assenbuch Leoni wurde

Giuseppe Leoni – Wie aus Assenbuch Leoni wurde

Der Name vieler Orte am Starnberger See endet auf -ing wie Tutzing, Feldafing oder Münsing. Andere heißen Seeshaupt, Bernried oder Starnberg. Der Ortsname Leoni fällt jedoch etwas aus der Reihe. Leoni klingt mehr italienisch und weniger bayerisch. Diese Geschichte erzählt, wie aus dem Fischlehen Assenbuch der Ort Leoni wurde.

Im Jahre 1810 nannte man den Starnberger See Würmsee und an seinem Ufer ging es im Gegensatz zu heute sehr still zu. Es gab keine Sommerfrischler, keine Urlauber, keine Badegäste und erst recht keine Promis. Nur selten traf man „Schöne und Reiche“. Von den wenigen, denen man begenete waren einige adelig, manche wohlhabend und nur wenige schön. Sie hielten sich in den Schlössern von Starnberg, Possenhofen und Berg auf, wo sie die Sommermonate verbrachten. Ein paar Ortschaften gab es wie an jedem See und mehrere verstreute, kleine Fischersiedlungen. Eines dieser Fischeranwesen war Mitte des 16. Jahrhunderts im Assenhausener Puech entstanden. Martin Vischer hatte hier von seinen Eltern ein Fischlehen erhalten und war von Berg nach Puech umgesiedelt. Hier soll einst eine riesige Buche gestanden haben, in deren Blätterdach eine Treppe hinaufführte, die in einer Altane (eine Art Balkon) endete. Im Schatten der Buche stand ein kleines, ärmliches Haus, welches man das Buchhaus (auch Buechhaus) nannte. Diesem und den paar kleinen Fischerhütten gab man 1812 den Ortsnamen Assenbuch.

Giuseppe Leoni – Der Geheime Staatsrat Franz von Krenner

In der Assenhausener Puech entdeckte um das Jahr 1810 Staatsrat Franz von Krenner (1762 – 1819) einen herrlichen Platz, an dem das Ufer in einem kleinen Bogen in den See hinausragte. Von hier konnte man über den See hinweg die nahen Alpen im Süden sehen als wären sie nur wenige Schritte entfernt. Krenner war ein vielseitiger Mann mit großem Tatendrang. Er studierte ab 1779 Rechtswissenschaften in Ingolstadt, war Rat der Hofkammer, Geheimer Referendär und Generaldirektor im Finanzministerium. Er verfasste in weniger als drei Jahren mindestens 18 Bände der „Bayerischen Landtagshandlungen“ und sammelte Unmengen an erotischer Literatur. Als er diese schlüpfrige Kollektion später dem bayerischen König Max I. Joseph für die Hof- und Staatsibliothek verkaufte, umfasste sie 2900 Bände, die ähnlich den Werken auf dem „Index Librorum Prohibitorum“ der römischen Inquisition nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren.

Heute stellen diese Bände Krenners den Kern der „Remota VI“ der Bayrischen Staatsbibliothek dar. Diese waren über 150 Jahre nicht öffentlich zugänglich und wurden erst 1966/67 freigegeben. Franz von Krenner hatte es die Stelle am See bei Assenbuch, von der aus man die wunderbarsten Sonnenuntergänge sehen kann, so angetan, dass er sich entschloss, hierher eine Villa zu bauen. Dank der Tatsache, dass es die Postkutschen seit ca. 1815 auf eine Reisegeschwindigkeit von ungefähr 4 km/h brachten, war Assenbuch am Starnberger See von der Residenzstadt München in gut 5 – 6 Stunden erreichbar. Die klassizistische Villa Krenner wurde ab 1810 im Stil des Architekten Karl von Fischer (1782 – 1820) mit zur Seeseite hin vorgelagertem Säulenportikus erbaut. Ihre exponierte Lage und Schönheit würde uns selbst heute noch die Sprache verschlagen. Krenner war einer der ersten nicht adeligen „Zuagroasten“ am Starnberger See, der sich sein Haus der schönen Landschaft und des Sees wegen erbauen ließ und nicht aus reiner Notwendigkeit wie die ansässigen Fischer, Bauern und Handwerker. Auch die Zeit, als es schick wurde, sich als betuchter „Geldiger“ eine Villa „Regina“ oder „Alpenblick“ hier zu verwirklichen, begann erst einige Jahre später. Ganz zu schweigen von den heutigen Neureichen, die sich hier partout ein „Denkmal“ in die schöne Fünf-Seen-Landschaft protzen müssen, um zu zeigen, was sie sind und dass es auch gerne ein wenig mehr sein darf.

Giuseppe Leoni – Der Hofopernsänger erbt die Villa Krenner

Franz von Krenner hatte leider keine lange Freude an seiner wunderbaren Villa, denn er starb schon im Jahr 1819 mit gerade einmal 57 Jahren. Krenner war kinderlos und ohne Erben, aber als bayerischer Finanzbeamter bestens organisiert. So hatte er sich noch zu Lebzeiten um die Verteilung seines nicht unerheblichen Besitzes gekümmert. Die schmucke kleine Villa am Starnberger See vermachte er dem Bassisten der königlichen Hofoper Giuseppe Leoni (ca. 1769 – 1834), den er sehr verehrte.

Das Gasthaus von Joseph Leoni, auch „Leonihausen“ genannt, auf einem Werk des Malers Johann Jakob Dorner aus dem Jahr 1835, ein Jahr nach Leonis Tod

Das Gasthaus von Joseph Leoni, auch „Leonihausen“ genannt, auf einem Werk des Malers Johann Jakob Dorner aus dem Jahr 1835, ein Jahr nach Leonis Tod

Dieselbe Stelle am Ostufer des Starnberger Sees nur ca. 200 Jahre später. Das heutige Seehotel Leoni – immer noch mit eigenem Schiffsanleger

Dieselbe Stelle am Ostufer des Starnberger Sees nur ca. 200 Jahre später. Das heutige Seehotel Leoni – immer noch mit eigenem Schiffsanleger

Giuseppe Leoni – Verwirrspiel um die Jahreszahlen

Die Geschichte des Giuseppe Leoni, der später nur Joseph Leoni genannt werden sollte, ist Anfangs ein wenig verwirrend. In der Ausgabe vom Mittwoch, den 12. März 1788 verzeichnet das „kurfürstlich gnädigst privilegierte Wochenblatt“ in seiner Rubrik „Anzeige der hier angekommenen Fremden“, dass bei dem Weingastgeber Albert im „Schwarzen Adler“ in der Kaufingergasse (heute Kaufingerstrasse) in München am 7. März Madame Leoni, eine Sängerin mit Madmoiselle Tochter und Herr Leoni, Bassist nebst seiner Schwester aus Rom eingetroffen sind. Es muß wohl der Giuseppe Leoni, der später als Bassist an der königlichen Hofoper der Residenzstadt München engagiert war, gewesen sein. Nur war dessen Frau eine berühmte Tänzerin und keine Sängerin.

Im Buch „Unsterblicher Theatertanz“ von Pia und Pino Mlakar ist zu lesen, dass Madame Leoni in sehr jungen Jahren aus Mannheim nach München kam und eigentlich Marianne Schmaus hieß. Es scheint auch einige Unklarheiten über den genauen Namen von Madame Leoni zu geben, denn sie wird Marianne, Marianna, Mariana, Marina und Maria Anna genannt. Weiters ist in diesem Buch zu lesen, dass sie 1778 Giuseppe Leoni geheiratet haben soll. Nun ist jedoch im „Neuen Nekrolog der Deutschen, 12. Jahrgang 1834“ zu lesen, dass der Hofsänger Joseph Leoni am 29. Dezember 1834 im 65. Lebensjahr gestorben ist. Der „Königlich Baierischer Polizey-Anzeiger von München“ schreibt in seiner Ausgabe vom Mittwoch, 26. Mai 1824, dass die Hofsängersgattin, Pensionistin sowie königliche Hof- und Ballet-Tänzerin Maria Anna Leoni, 55 Jahre alt, an Entkräftung und Schleimfieber (Typhus) am 17. Mai 1824 verstorben ist. Rechnet man das Alter der beiden von den Sterbedaten zurück, so müssen beide ca. 1769 geboren sein. Sie hätten also 1778 mit geradeinmal ca. 9 Jahren geheiratet was sehr unwahrscheinlich ist. Wesentlich logischer erscheint uns, dass Joseph Leoni und Marianne Schmaus im Jahr 1796 heirateten, da sie ab diesem Jahr auf der Bühne ausschließlich den Künstlernamen „Madame Leoni“ verwendete.

Wer war dann aber jene Madame Leoni, die 1788 von Rom kommend nach München einreiste? Möglich aber unwahrscheinlich wäre, dass Marianne Schmaus schon in jungen Jahren auf einer Bühne in Italien getanzt hat und sich die beiden dort kennenlernten oder beide schon einmal in München waren und nur erneut einreisten. Es könnte auch sein, dass Giuseppe Leoni 1788 mit seiner Mutter Bianca di Caroli, von der in der Chronik über Assenbuch zu lesen ist, sie wäre eine Nichte des Dogen von Venedig gewesen, einreiste. Allerdings ist nicht überliefert, dass sie eine Sängerin war. Leonis Vater, so ist ebenfalls in der Chronik von Assenbuch zu lesen, soll der Marchese Leoni aus Sizilien gewesen sein über den sich jedoch trotz umfangreicher Recherchen keine genaueren Lebensdaten finden ließen.

Giuseppe Leoni – Sänger und Tänzerin als Spitzenverdiener

Giuseppe Leoni und seine Gattin lebten um das Jahr 1800 in München. Er war ein bekannter Sänger der königlichen Hof- und Residenzoper und seine Frau Marianne, die sich als Tänzerin nach der Hochzeit nur noch „Madame Leoni“ nannte war die erste Tänzerin am Hof. Man sagt über sie, sie hatte die Wendigkeit zum Demi-caractère und eine Begabung zum Edelkomischen. Wahrscheinlich war es im Jahr 1778 als Marianne Schmaus mit einem Tanzensemble unter Leitung von Etienne Lauchery von Mannheim nach München kam um hier zu tanzen. Sie war gerade einmal 9 Jahre alt und entwickelte sich im Lauf der Jahre zu einer der berühmtesten Tänzerinnen ihrer Zeit. Ihr Verdienst betrug die stattliche Summe von 1000 Gulden jährlich – für die damalige Zeit ein unglaublicher Spitzenverdienst! Das Ehepaar Leoni war um 1800 auch im Besitz des „Leoniweihers“, der in München zwischen Kosttor und Isartor gelegen war.

Dort bewohnten die beiden ein kleines Schlösschen, welches direkt am Stadtwall von München lag. Ob Giuseppe Leoni als Opernsänger ebenso erfolgreich war wie seine Frau als Tänzerin war nicht herauszufinden. Im Jahr 1819 erbte Leoni die Villa von Krenner in Assenbuch und soll von dort an die Sommermonate in seinem neuen Domizil verbracht haben. Für einen Italiener typisch war er nicht gerne alleine und so lud er viele Freunde in das schmucke Haus am See ein. Ob Madame Leoni ebenfalls mit am Starnberger See logierte ist nicht bekannt. Leoni dürfte dieses „Dolce Vita“ eine Stange Geld gekostet haben, denn es wird berichtet, dass er zwar seine Zeche immer bezahlt habe jedoch auch sehr oft anschreiben ließ.

Joseph Leoni und seine Frau waren Spitzenverdiener. Ihnen gehörte der Leoniweiher zwischen Kosttor und Isartor wo sie ein Schloß bewohnten

Joseph Leoni und seine Frau waren Spitzenverdiener. Ihnen gehörte der Leoniweiher zwischen Kosttor und Isartor wo sie ein Schloß bewohnten

Der Bassist Leoni dürfte auf jeden Fall der Protagonist unserer Geschichte sein. Bei Madame Leoni ist man sich nicht sicher. Vielleicht war es die „Mama“

Der Bassist Leoni dürfte auf jeden Fall der Protagonist unserer Geschichte sein. Bei Madame Leoni ist man sich nicht sicher. Vielleicht war es die „Mama“

Giuseppe Leoni – Schon bald ging man „Zum Leoni“

Am 17. Mai 1824 stirbt Leonis Ehefrau Marianna und schon am 26. Februar 1825 berichtet „Der Baierische Volksfreund“ von der Hochzeit des Witwers Joseph Leoni mit der Bürgerstochter Rosina Oeler aus Prückming bei Regensburg. Rosina war eine sehr gute Köchin und Hauswirtschafterin und noch im Jahr der Hochzeit baute Leoni die Villa von Krenner in eine Pension mit Gasthaus um und verdiente von nun an gutes Geld an seinen Gästen. Nicht gänzlich geklärt ist, ob Leoni die Villa von Krenner nur umbauen oder gar neu bauen ließ und woher er das viele Geld für dieses Bauvorhaben genommen hat. Vielleicht stammte ein großer Teil aus dem Erbe seiner Frau Marianne, die als Tänzerin mit 1000 Gulden Jahresgehalt schon fast ein königliches Einkommen hatte. Es bleibt zu hoffen, dass Leoni seiner Gattin nicht absichtlich ein Glas Wasser gereicht hat, welches mit Typhusviren belastet war um an das Erbe zu kommen. Gefunden hätte er solches Wasser zur damaligen Zeit buchstäblich an jeder Strassenecke.

Giuseppe Leoni – Das erste italienische Ristorante am See

Leoni stellte sich als talentierter Gastwirt heraus und seine Frau Rosina war eine bemerkenswerte Köchin, der ihr Mann wohl die hohe Kunst der italienischen Küche beigebracht hatte. Bald kamen viele Gäste aus der Residenzstadt München angereist um am Starnberger See zu speisen. Man kann es sich förmlich vorstellen, wie der lebenslustige, gesellige und stimmgewaltige Italiener seinen Gästen das Essen an den Tisch brachte und ihnen dabei eine Arie um die Ohren schmetterte das sich die Spaghetti Siciliana auf dem Teller kräuselten. Das Gasthaus schien den Geschmack seiner betuchten Gäste getroffen zu haben, denn obwohl viele von Ihnen für ein Essen auch gleich noch in der Pension übernachten mussten war immer „volles Haus“. Das Ehepaar Leoni selbst nannte das Gasthaus „Leonihausen“ und so war es auch auf die Rechnungsblöcke aufgedruckt. „Leonihausen“ war definitiv das erste italienische Ristorante am Starnberger See und entwickelte sich bald auch zum ersten In-Lokal. Hier traf sich die wohlhabende und betuchte Münchner Gesellschaft und feierte sich selbst. Es wurde „table d’hote“ gegessen und ausschweifend gefeiert und gezecht. Danach konnte man in die hauseigenen Betten fallen und am nächsten Morgen erst einmal seinen Rausch ausschlafen. Dann ging es mit dickem Kopf und Kater in einer holpernden Postkutsche durch das Mühltal oder den Forstenrieder Park zurück in die Residenzstadt. Es verging nicht viel Zeit bis man im allgemeinen Sprachgebrauch nicht mehr in die Assenhausener Puech oder nach Assenbuch fuhr um erstklassig zu essen sondern nach „Leonihausen“ oder einfach und kurz „Zum Leoni“. Beide Namen waren eine Ehrerbietung an das Wirtepaar und das hervorragende Essen, welches serviert wurde. Der Name „Zum Leoni“ setzte sich in den Köpfen der Gäste und der Einheimischen derart fest, dass der Ort viele Jahre später auch offiziell in Leoni umbenannt wurde. So wurde aus der Assenhausener Puech und Assenbuch Leoni. Nur die Strasse, die direkt am Seeufer entlang führt heisst noch Assenbucher Strasse und erinnert an den ursprünglichen Namen des Fischlehens von Martin Vischer, in der vor mehr als 200 Jahren Staatsrat Ritter Franz von Krenner den schönen Platz entdeckt hatte und dort seine Villa erbauen ließ.

Leonis Gasthaus war ein bekannter Ort am Starnberger See geworden und bekannte Maler wie Johann Jakob Dorner und Max Joseph Wagenbauer verewigten die kleine Villa auf Ölbildern. Sogar der bayerische König Ludwig I. soll das Gasthaus besucht und sowohl das Essen als auch den Geschmack des Italieners bei der Auswahl des Ortes gelobt haben. Ihm war wohl nicht bekannt, das Staatsrat von Krenner diese Wahl traf :-) Giuseppe Leoni starb laut „Neuer Nekrolog“ am 29. Dezember des Jahres 1834 (viele Quellen nennen den 27. Dez.) im 65. Lebensjahr. Oft wird Selbstmord als Todesursache genannt. Am 14. April 1835 erschien im „Münchner Tagblatt“ eine Anzeige von Rosina Leoni, dass das Gasthaus ihres verstorbenen Mannes am 15. April 1835 wieder eröffnet wird und sie „um geneigten Zuspruch“ bittet. Die Witwe führte das Gasthaus einige Zeit alleine weiter bevor es mehrfach die Besitzer wechselte. 1893 wurde Leonis Villa abgerissen und an dieser Stelle am Seeufer ein schickes Hotel mit charakteristischen Türmchen und Ärkern erbaut. Nachdem seit 1854 die Dampfeisenbahn den Starnberg See mit München verband, und seit 1851 Dampfschiffe auf dem See die Uferorte anfuhren, war die Welt kleiner geworden und das Hotel Leoni für Gäste leichter zu erreichen.

Für eine Ortschaft in Bayern ist Leoni ein eher ungewöhnlich klingender Name. Wie unsere Geschichte zeigt, hat dieser Name er berühmte italienische Wurzeln

Für eine Ortschaft in Bayern ist Leoni ein eher ungewöhnlich klingender Name. Wie unsere Geschichte zeigt, hat dieser Name er berühmte italienische Wurzeln

Kurz nach dem Tod seiner ersten Frau Marianne heiratete Joseph Leoni Rosina Oeler. Was sie kochte und auf den Tisch zauberte liebten die Gäste des Hauses

Kurz nach dem Tod seiner ersten Frau Marianne heiratete Joseph Leoni Rosina Oeler. Was sie kochte und auf den Tisch zauberte liebten die Gäste des Hauses

Giuseppe Leoni – Nach dem Gasthaus kam das Hotel

Die Anreise von München nach Leoni hatte sich auf ca. 2 Stunden verkürzt. Der Starnberger Bahnhof liegt direkt am Seeufer, und so war es nur logisch, auch gleich mit dem Dampfschiff weiter nach Leoni zu reisen, was die Gäste auch über mindestens 2 Jahrzehnte taten. Im Lauf der Jahre entwickelte sich das „Hotel Leoni“ zu einem mondänen Hotel am Starnberger See für das der spätere Eigentümer Oskar Strauch sogar eine Standseilbahn auf die nahegelegene Rottmannshöhe, wo ein zweites Hotel stand, bauen ließ. Dies ist jedoch eine andere Geschichte. Die guten Tage des „Hotel Leoni“ gingen in den 60er Jahren ihrem Ende entgegen und so wurde das knapp 80 Jahre alte Gebäude mit den Türmchen ca. 1973 abgerissen. 1977 entstand dort das heutige “Seehotel Leoni”, das zwar ein gutes und stark frequentiertes Hotel ist aber leider kann der charmlose Bau aus den 70er Jahren nicht mit den fantastischen Gebäuden der Krenner-Villa und dem ersten „Hotel Leoni“ auch nur im geringsten mithalten. Heute gehört das “Seehotel Leoni” zur Gruppe der Dr. Lohbeck Privathotels. Es gibt einen eigenen Spa-bereich sowie Tagungs, Seminar und Konferenzräume. Die Terrasse direkt am Starnberger See bietet einen fantastischen Ausblick über den See und Richtung Alpen. Wer dort verweilt und den Blick genießt, kann sich leicht vorstellen, warum sich Staatsrat Ritter Franz von Krenner vor knapp 200 Jahren so sehr in diesen Ort verliebte, dass er seine Villa dort bauen ließ und warum die Gäste von Giuseppe Leoni so gerne auf dem Balkon des Hauses saßen und sich verwöhnen ließen.

Eine alte Postkarte zeigt, wie das Hotel aussah, welches nach dem Abriß von Giuseppe Leonis Gasthaus an genau derselben Stelle erbaut wurde

Eine alte Postkarte zeigt, wie das Hotel aussah, welches nach dem Abriß von Giuseppe Leonis Gasthaus an genau derselben Stelle erbaut wurde

Der Eingang des heutigen Seehotel Leoni. Ein gutes Haus am Starnberger See aber mit dem Flair von Leonis Gasthaus kann es leider nicht mithalten

Der Eingang des heutigen Seehotel Leoni. Ein gutes Haus am Starnberger See aber mit dem Flair von Leonis Gasthaus kann es leider nicht mithalten

Quellen:

Gerhard Schober:
Frühe Villen und Landhäuser am Starnberger See

Pankraz Freiherr von Freyberg:
Oberbayerisches Archiv 110. Band

A. Link:
Der Starnberger See und seine Umgebung

Dr. Georg Jakob Wolf:
Das Bayerland, 40. Jahrgang 1929

Hans Rudolf Klein:
Assenbuch am Starnberger See

Gemeinde Berg:
Bürgerinformation

Pia und Pino Mlakar:
Unsterblicher Theatertanz

B. F. Voigt:
Neuer Nekrolog der Deutschen 1836

Joseph Ludwig Edlen von Drouin:
Kurfürstlich gnädigst privilegierte Zeitung

Köngl. Bayer. Polizey-Dir.:
Königlich Baierischer Polizey-Anzeiger

Zeitungen:
Der Baierische Volksfreund
Münchner Tagblatt 14. April 1835
Münchner Conversations-Blatt

Joseph Leoni - Ein Italiener am Starnberger See

Christian Lehmann, erschienen im Volk Verlag München

Joseph Leoni von Dr. Christian Lehmann - Volk Verlag München

Wenn Ihnen unsere Geschichte über den Hofsänger Giuseppe Leoni und wie das kleine Fischchen Assenbuch am Starnberger See zu dem Namen Leoni kam, haben wir hier noch einen ganz besonderen Buchtipp zu diesem Thema. Der Autor und Musikwissenschaftler Dr. Christian Lehmann aus München hat sich ganz tief in die Geschichte von Giuseppe „Joseph“ Leoni hineingearbeitet und viele Details über das Leben des aus Palermo stammenden Sängers ans Tageslicht befördert. Lehmann hat Biologie, Musikwissenschaft, Germanistik und Gesang studiert und an der Ludwig-Maximilians-Universität in München zum Dr. phil. im Hauptfach Musikwissenschaft promoviert. Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen und publizistischen Tätigkeit sind Kultur und Kunst in verhaltens- und evolutionsbiologischer Perspektive, die Geschichte und Praxis des klassischen Gesangs sowie die Musikgeschichte Münchens. Sein populärwissenschaftliches Buch „Der genetische Notenschlüssel“ über die evolutionären Ursprünge und die anthropologische Bedeutung der Musik wurde in mehrere Sprachen übersetzt. In „Joseph Leoni“ arbeitet Lehmann exakt heraus, dass nicht, wie allgemein angenommen, Joseph Leoni der erfolgreiche Sänger und Künstler in dieser Familie war sondern seine Ehefrau, Marianna (Mariana) Schmaus. Madame Leoni, wie sie genannt wurde, war die gefeierte Tänzerin und im Haushalt Leoni die Großverdienerin. Sie hatte Engagements in München und Italien. Über Giuseppe Leoni erfahren wir, dass er als Sänger (Bass) tätig war aber meist nur im Chor und nicht als Solist gesungen hat.

Neben den Höhen und Tiefen, die Leoni und seine Frau sowie deren Kinder im Lauf der Jahre erlebten, zeichnet Dr. Christian Lehmann auch ein detailliertes Bild der Münchner Kunst-, Tanz- und Musikszene um das Jahr 1800. Das Landleben am Starnberger See, der damals noch nicht von Sommerfrischlern überlaufen war, schildert Lehmann ebenso detailliert und facettenreich wie die Schwierigkeiten Leonis bei der Eröffnung seines „Ristorante“, gemeinsam mit seiner zweiten Ehefrau, der Bürgertochter Eva Rosina Oehler. Leoni war der Wirt in Leonihausen, wie er selbst sein Gasthaus nannte, aber Rosina Oehler war die kongeniale Köchin dieses Hauses. Sehr interessant ist auch zu lesen, wie damals, trotz der anstrengenden Anreise, die Münchner Oberschicht den Starnberger See als Ausflugsziel für sich entdeckte und so zur Popularität des Sees und seines Umlandes beitrug. Tolles Buch, absolute Leseempfehlung!!!

Joseph Leoni – Ein Italiener am Starnberger See

Autor: Christian Lehmann

Volk Verlag München
ISBN: 978-3-86222-251-3

Mehr Informationen:
Link: Joseph Leoni bei Volk Verlag
Preis: 18 Euro