Der Spitzwegerich - Plantago lanceolata

Spitzwegerich war als heilsamer Tee nicht wegzudenken

Der Spitzwegerich

Der Spitzwegerich war eine der neun “Heiligen Pflanzen” der Angelsachsen und ist ein medizinischer Allrounder …

Der Spitzwegerich

Neun heilige Kräuter kannten die Angelsachsen. Eine Pflanze war darunter, deren optische Erscheinung ähnlich wie bei der Bach-Nelkenwurz eher unauffällig ist: der Spitzwegerich (Plantago lanceolata). In einem Heilsegen aus dem 11. Jahrhundert ist Spitzwegerich als uralte, germanische Heilpflanze belegt. In der Heilunde aber war der Spitzwegerich sowieso nicht wegzudenken – aber dazu später mehr. Der Name (Wegerich) kommt aus dem Althochdeutschen. Dabei bedeutet “wega” “der Weg” und “rih” “der König”. Man könnte dies als “der Herrscher des Weges” oder “der Wegbeherrscher” deuten. Im Volksmund hat der Spitzwegerich eine ganze Reihe von gebräuchlichen Namen: Siebenrippe, Spiesskraut, Wegbreite, Lämmerzunge, Lägenblatt sind nur einige davon. Der Spitzwegerich ist eine mehrjährige, krautige Pflanze. Seine Wuchshöhe schwankt zwischen ca. 5 bis 60 Zentimetern und die Wurzel dieses Hemikryptophyten (hierbei liegen die Überdauerungsknospen an der Erdöberfläche) kann bis zu 60 Zentimetern in den Boden vordringen. Aus der am Boden sitzenden Blattrosette wachsen mehrere schmale, spitze und lanzettähnliche Blätter und ein blattloser Blütenstiel auf dem eine eher unscheinbare, walzenförmige Blüte sitzt, die sogenannte Ähre. Die Blütezeit des Spitzwegerichs ist zwischen Mai und September. In dieser Zeit entwickeln die kleinen, unscheinbaren Blüten, die auf der Ähre sitzen klebrige Samen, die am Fell oder Gefieder von Tieren kleben bleibt und sich so weiter verbreitet. An seine Umgebung stellt der Spitzwegerich keine großen Anforderungen. Es ist eine genügsame Pflanze, die mit fast jedem Boden gut zurechtkommt. Egal ob Fettwiese oder Parkrasen, Wegesrand oder Acker, das ist dem Spitzwegerich egal. Er wächst sogar in Kiesgruben auf sandig-steinigem Untergrund. Spitzwegerich ist ein Überlebenskünstler.

Aber kommen wir nocheinmal zurück zum Spitzwegerich als Heilpflanze. Jahrhundertelang wurde er verwendet um die unterschiedlichsten Verletzungen oder Gebrechen zu behandeln. So soll er unter anderem soll er Blutungen stoppen und desinfizierend wirken. Bei Hautkrankheiten nimmt man Spitzwegerichsaft, Salmonellen tötet er und festigt den Stuhl, ein Kaltauszug hilft gegen Zahnschmerzen und auch bei Bronchitis, Asthma, Hämorrhioden, Furunkeln und Entzündungen im Mund- Rachenbereich soll Spitzwegerich die richtige Wahl sein.

Auf diesem Bild sehr gut zu sehen: das klassische Auftreten des Spitzwegerich. Ausnahmsweise sogar auf einer Wiese und nicht auf rauem Kies

Auf diesem Bild sehr gut zu sehen: das klassische Auftreten des Spitzwegerich. Ausnahmsweise sogar auf einer Wiese und nicht auf rauem Kies

Ausserdem schrieb schon Hildegard von Bingen, dass mit dem Spitzwegerich auch gegen den Liebeszauber ein Kraut gewachsen sei. Allerdings stellt sich bei der beschriebenen Anwendung (ein starker Einlauf aus einem Spitzwegerichaufguß) die Frage ob eher der Spitzwegerich selbst oder die Art der Anwendung gegen die “angezauberte Liebe” geholfen hat. Wahrscheinlich hätte jedes andere Kraut dieselbe Wirkung auf den oder die Liebeskranke(n) gehabt. :-)

Egal, jedenfalls ist Spitzwegerich eine der bekanntesten Heilpflanzen überhaupt. Heute wissen wir, dass dies der Fülle der in ihm enthaltenen Stoffe zuzuschreiben ist. Darunter sind Flavonoide, Gerbstoffe, die Vitamine A, C und Kieselsäure, Bitterstoffe, Schleime, das Glycosid “Aucubin” und Mineralien. Das war zwar noch nicht alles aber wir denken, es reicht um zu zeigen, dass diese Pflanze voll mit wertvollen Inhaltsstoffen ist.

Unscheinbares Auftreten, große Wirkung: Spitzwegerich ist eine der wichtigsten Heilpflanzen. Seine Heilkräfte waren schon im 11. Jahrhundert bekannt

Unscheinbares Auftreten, große Wirkung: Spitzwegerich ist eine der wichtigsten Heilpflanzen. Seine Heilkräfte waren schon im 11. Jahrhundert bekannt

Am bekanntesten dürfte der Spitzwegerich als Teezubereitung sein. Diese ist gut bei allen Formen von Erkältung, bronchialen Reizungen und Husten. Einfach einen Aufguß aus den Blättern des Spitzwegerichs machen und diesen schön heiß und schlückchenweise trinken. Sie werden sehen, es hilft. Der Spitzwegerich hat es übrigens auch in die Dichtkunst geschafft. Bei Shakespeare (1564 – 1616) heißt es in “Romeo & Julia”: “Ein Blatt vom Wegerich dient dazu vortrefflich” – “Eim sag, wozu?” – “Für dein zerbrochenes Bei.” Da kann man sehen, dass schon der alte Dichter wusste, das Spitzwegerich in fals allen Lebenslagen die richtige Wahl darstellt.